Trüb oder klar?

Apfel - Ästehtisches Programm für das Emsland

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Wissen oder nicht wissen, Miterlebt oder Hörensagen – der Gegensatz von zwei Strategien klar oder trüb

Jutta Bausch im Dialog mit rosa me – „apfel – Ästhetisches Programm fürs Emsland“

Was beschäftigt den Mitarbeiter der Unternehmenskommunikation und dem Reputationsmanagement so wie mich? Sein Focus ist „langfristig gelebte Wahrnehmung“ die zur Reputation, zur Berechenbarkeit des zukünftigen Verhaltens eines Unternehmens, durch Aktionen und Personen beiträgt. Das Reputationsmanagement bedeutet die Umsetzung von dafür geeignete Strategien auf unterschiedlichen Wegen in der Offline- wie Onlinewelt.

Die künstlerische Intervention zum Projekt Apfel wurde mir von unterschiedlichen Quellen zugetragen, erzählt und mitgeteilt. In der Nacharbeitung, Aufarbeitung, Dokumentation und Reflektion der Akteure und Mitwirkenden, sowie im Erzählt bekommen fügt sich ein Mosaik zusammen. Ein Bild entsteht. Die Vermittlung von Strategien beschäftigt mich beruflich. Fragen nach dem Auftrag, der Sichtbarkeit, dem Lernen und dem Erklären tauchen umgehend in Bezug auf die künstlerische Intervention auf. Als Betrachter und Vermittler von Strategien im Bereich der Unternehmenskommunikation und unter Berücksichtigung der heutigen Marketingstrategien mit Erziehung in der digitalen Welt, stellt sich mir noch intensiver die Frage, ob künstlerische Interventionen Vermittlungsstrategien benötigen? Welches Interesse verbirgt sich hinter der Aufmerksamkeit für die künstlerische Intervention im öffentlichen Raum? Künstlerische Intervention spricht für sich alleine – wie funktioniert die Unternehmenskommunikation? Berechenbarkeit des zukünftigen Verhaltens? Wen betrifft das?

Wie funktioniert Reputationsmanagement?

  • Früher entstand Reputation durch Kontinuität des Verhaltens und Mund zu Mund Propaganda. Der Kapitalismus erkannte diese Strukturen und Vermittlungsstrategien, übertrug diese in die Werbung um Produkte oder Personen mit einer positiven Reputation zu versehen.
    Mund zu Mund Propaganda Apfel: Der Apfel regt grenzenlos als Genussmittel, Lebensmittel, Objekt, Symbol u.v.m. zur aktiven Kommunikation auch Monate später an.
  • Empfehlungsstrategien als Nachfolge der Mund zu Mund Propaganda gepaart mit der Markenbildung als Vereinfachung für Verbraucher und Konsumenten. „Mit der produzierten Marke wird eine gute Produktqualität verbunden, wodurch unter anderem eine leichte Orientierung möglich ist; im Stressfall wird ein Ausreißer in der Qualität verziehen.“
    Empfehlung Apfel: Garten, Obstbauer, Wochenmarkt, Lebensmittelgeschäft, Supermarkt – Welche Eigenschaften zur Empfehlung wären für einen Apfel optimal? Welche Sorte, wo finden, wie frisch, hart, saftig, weich, rund, grün, pink, rot für welchen Genuss wie präsentieren und empfehlen?
  • Digitalisierung – Internetzeitalter: Gute Offline-Reputation kann online sofort gefährdet werden! Ethisch korrekt, seriös und nachhaltig muss der Auftritt gestaltet werden durch Aktionen und Mitteilungen nicht nur auf der eigenen Internetseite, sondern auch auf anderen Kanälen. Die Menschen lieben GESCHICHTEN rund um Produkte, Regionen und Ideen. Es gilt nicht einfach Texte als Werbebotschaft zu produzieren und diese im Internet zu veröffentlichen und zu posten. Erfolgreich sind gelebte und erlebte Texte und Geschichten, die nicht in der Flut an Informationen untergehen. Reputationsmanagement bedeutet die Gestaltung vom GELEBTEN im Internet. Apfel Digital? Darstellung im Internet von der Pflanzung des Apfelbaumes, über die Blüte und die Reifung bis zur Ernte und Verzehr durch Fotos, Geschichten, Dokumentation, aber ohne Geschmack und Geruch?

Vier relevante Besonderheiten im Vergleich von Vermittlung, Internetreputation und künstlerischer Intervention:

1. Freiheit des Inhalts der Internetseiten – Freiheit der künstlerische Intervention

Das Internet hat kaum rechtliche und technische Grenzen und stellt Rechtssysteme vor nicht lösbare Aufgaben. Ähnlich wie die Rechtsfreiheit während der Besiedlung Nordamerikas vor 170 Jahren ist alles im Internet erlaubt und nichts wirksam verboten. Eine inhaltliche Kontrolle (Stichwort: Jugendschutz, Pornografie, Gewalt, politische Extremmeinungen, religiöser Wahn) findet nicht statt. Jeder kann sich zu jedem Thema und jeder Person jederzeit frei äußern.
Die künstlerische Intervention lebt von der Freiheit. Wird für die künstlerische Aneignung von urbanem Raum eine Vermittlung benötigt oder damit die Freiheit eingegrenzt? Mir stellt sich die Frage, welches Interesse sich hinter der Aufmerksamkeit für die künstlerische Intervention im öffentlichen Raum verbirgt?

2. Ewigkeitskonzept Internet – Dokumentation Ewigkeitskonzept der künstlerischen Intervention

Das Internet hat keine „Vergessens-Kurve“, alles was jemals in die Freiheit des Internets entlassen wurde, kann praktisch ewig erhalten bleiben. Zeitungen vergilben, das Internet nicht.
Funktioniert die Dokumentation der künstlerischen Intervention als Ewigkeitskonzept oder temporäre Darstellung? Wird die Selbstbestimmung und Freiheit der Aktion durch die Dokumentation eingeengt? Verändert sich die Idee, das Wesen, der Ausdruck der künstlerischen Intervention durch die Dokumentation in Form von Presse, Artikeln, Veröffentlichungen oder wirkt sie dadurch länger?

3. Zeitliche Limitierung für Informationen im Internet – Vergänglichkeit der künstlerischen Intervention

Die Informationen, die aufgrund der Freiheit des Internets im Rahmen des Ewigkeitskonzepts die Reputation eines Dritten bilden, werden innerhalb einer sehr kurzen Zeitspanne zur Kenntnis genommen. In der Regel dauert die Reputationsbildung nur wenige Sekunden oder Minuten. Tiefere Recherche mit längerer Aufenthaltsdauer zur Informationsbeschaffung nicht gefordert. Offline wird ein Leben lang an einer guten Reputation gearbeitet, online wird binnen Sekunden die Reputation (v)erwirkt.

Eine zeitliche Limitierung für die künstlerische Intervention „Apfel“ war gewollt – . Wieviel Freiheit benötigt die künstlerische Intervention, um sich im öffentlichen Raum entfalten zu können? Benötigt die künstlerische Intervention Zeitfaktoren, Limitierung, Schnelligkeit oder lebt sie von der Vergänglichkeit und schafft dadurch wieder Raum?

4. Suchmaschinenabhängigkeit – Sichtbarkeit der künstlerische Intervention

Das Internet ist nur theoretisch frei in der Informationsbeschaffung für die Reputationsbildung; in 99% aller Fälle gelangen Internetnutzer über das Angebot von Suchmaschinen zu reputationsrelevanten Informationen. Es heißt: ich werde gegoogelt, also bin ich. Oder: ohne Suchergebnisse sehr weit vorne, gibt es das Ergebnis nicht.

Dokumentation, Ausstellung, Vernissage, Reflektion, Presseberichte, Veröffentlichung von künstlerischen Interventionen tragen zur Sichtbarkeit auf vielfältige Weise bei. Benötigt die künstlerische Intervention diese Vermittlungsstrategie oder entsteht Abhängigkeit?

Gemeinsamkeiten des Reputationsmanagements und der künstlerischen Intervention:

1. Beide sind sich ihres Tuns und einer möglichen Reaktion bewusst.
2. Beide verfolgen mehrere Ziele.
3. Beide wollen gerne, dass ihr Tun und ihre Reaktion möglichst automatisch ablaufen und nicht noch besonders gelenkt werden müssen.

Der Ausblick bleibt sowohl klar, als auch trüb!

Reputationsmanagement

Es ist üblich Informationen über das Internet einzuholen, um Entscheidungen zu treffen. Die Reputation wird wesentlich durch die Online-Realität mit den vier Besonderheiten im Vergleich zur Offline-Realität gebildet.

• Gute Reputation wird offline durch langjährige Kontinuität erworben.
• Für Werbung oder das Internet gilt nicht der Grundsatz der Wahrheit wie im „Offline-Bereich“.
• Wahrheit und Dichtung verschmelzen durch Medien und Werbung.
• Die Reputation „online“ ist genauso relevant wie die „offline“.

Künstlerische Intervention

Verfolgte Ziele einer künstlerischen Intervention können konkrete Fragestellungen mit gegeben Impulsen und Perspektivwechsel für Veränderungen und Neuerungen sein, wie die Erforschung von Prozessen, Hinterfragungen von Routinen und der Wechsel von Perspektiven.

Klar und Fakten – Reputationsmanagement benötigt als Vermittlungsstrategie: Klare Informationen – binnen Sekunden muss die Onlineexistenz die Reputation bilden. Informationen, die nicht suchmaschinenrelevant sind, werden nicht zur Kenntnis genommen.

Trüb und Irritation – künstlerische Interventionen fordern das Gegenteil: Irritation – trüb
langsam, unauffindbar, nach langem Suchen, nicht unbedingt sofort durchschaubar, Fragen bleiben…
Für mich ergeben sich durchaus Parallelen für die Vermittlungsstrategien in unterschiedlichen Bereichen. Mein Verständnis zur künstlerischen Intervention „Apfel“ besteht in der Faszination und Erkenntnis während der Reflektion, Diskussion und Dokumentation zum Beispiel ein austauschbares Objekt in vielerlei Hinsicht sein kann. Kommunikation stellt für mich der Schlüssel dar: Die künstlerische Intervention „Apfel“ verdeutlicht die Verbindung, Aufforderung zur Kommunikation, ermöglicht eine Kommunikation über die Grenzen hinweg.

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